Narren-Tarock
Tarockspiel mit närrischen Illustrationen, 1 x 54 Blatt in Kartonschachtel
Die zwischen 1860 und 1865 vor „I.F.“ (Signatur auf Tarock V) gestochenen Originale stehen ganz unter dem Einfluss der satirischen Wochenzeitung „Kikeriki“ (siehe Tarock XV), die 1861 von Ottokar Franz Ebersberg gegründet wurde. Die Zeitschrift wandte sich in bissiger und manchmal derber Art gegen Bürokratie, Kirche Militär, Heuchelei und Duckmäuserei.
Unser Spiel enthält aber auch Szenen, die menschliche Eigenschaften eher humorvoll karikieren (Tarocke lll, llll, V, Vl, Vll, Xl, Xll und XX). Die Bildkarten karikieren menschliche Schwächen in der Gestalt von Narren, während 5 von ihnen einen direkten Bezug auf die politischen Ereignisse in der Folge der Revolution von 1848 nehmen: Illustriert sind unter anderem der hessisch Kurfürst oder Napoleon III als buckliger Zwerg mit der Friedenspalme. Weitere Illustrationen sind de Börsennarren oder der armer Narr, ein Künstler; uvm.
Ein Satire-Blatt
Die Figurenkarten, Pagat und Sküs sind ident mit den Figuren in den „Feinsten Wiener Tarock“, Art. 2885 und wurden von Josef Sürch gestochen. Das Narrentarock wurde bis 1885 hergestellt. Einige Details herausgegriffen:
ll „Ein gefährlicher Narr“ zeigt den Kopf einer Eule (=Reaktion und Lüge). Unter dem schwarzen Priesterrock sieht man einen roten Krebsschwanz (=Militarismus und Rückschritt). Der Totenkopf am Rosenkranz weist auf die Gefährlichkeit der Kirche hin.
X „Ein politischer Narr“ Auf seiner Papiermütze steht „Macullatur“, er führt einen Eiertanz um Eier mit der Aufschrift „Arrest“, „Press Nouvelle“, „Anwalt“ und „Caution“. Die Vorlage dazu stammt von „Cajetan“ (Dr. Anton Elfinger) einem Wiener Arzt und Karikaturisten.
XlV: „Ein drolliger Narr“ Ein Hahn mit Peitsche symbolisiert die Satirezeitung Kikeriki, mit
dem Hahn als Symbol für Wahrheit und Aufklärung. Mit seinem „7-meilen“ Stiefel ist er schnell zur Stelle.
XVll: „Die große Friedens-Maske“ zeigt eine Karikatur von Napoleon lll mit Trompete samt Aufschrift „Friede“.
XVlll „Ein trunkener Narr“ König Viktor Emanuel ll trinkt aus dem italienischen Stiefel „Vino d´Italia. Der italienische König und der französische Kaiser waren große Gegenspieler von Franz-Josef l.
XX: „Ein armer Narr“ könnte ein Selbstportrait des Zeichners sein.