Die abwechslungsreichen Spielvarianten des Tarock


Auf den ersten Blick faszinieren die Spielkarten.

Im Tarock gibt es nämlich neben den klassischen Farben Herz, Karo, Pik und Treff noch eine fünfte Farbe: die Tarock. Diese Karten sind immer Trumpf und mit römischen Ziffern gekennzeichnet. Sie enthalten malerisch anmutende Abbildungen.

So findet sich beispielsweise auf dem Blatt „Industrie & Glück“ von Piatnik auf Tarock I ein Xylophon spielender Harlekin und auf Tarock XIV ein liebkosendes Rokokopaar in den Büschen. Die historisch oft zu speziellen Anlässen herausgebrachten Spielkarten (z.B. Militär-Tarocke, Veduten-Tarocke) gelten als interessante Sammlerobjekte. 
 

jugendstil_tarock_285097.jpg

In der „Piatnik Edition“ sind einige dieser kulturgeschichtlich wertvollen Spielkarten in Form eines Reprints erhältlich.


Italienischer Ursprung und europäische Verbreitung

Tarock ist um das Jahr 1425 in Oberitalien entstanden. Es ist in den folgenden Jahrzehnten nachweislich an den Höfen zu Ferrara und zu Mailand gespielt worden. Später breitete sich das Spiel über ganz Europa aus – nur auf der iberischen Halbinsel und auf den britischen Inseln konnte Tarock nie Fuß fassen. Heute wird Tarock in Europa von Sizilien im Süden bis in das nördliche Dänemark gespielt.
 

Eine Hochblüte erlebte das Spiel in der Habsburgermonarchie. Hier wurde das aus 78 Karten bestehende Blatt auf eine geringere Zahl von 54, 42 oder 40 Karten reduziert. Während ursprünglich nur zu dritt gespielt wurde, bildeten sich auch Spielformen zu viert heraus. In diesen wird der Partner durch „Rufen“ einer Karte bestimmt. Jener Spieler, der die gerufene Karte im Blatt hat, ist der Partner.
 

ornament_193514.jpg

Das Tarockspiel erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.


Österreichische Spielarten

Nach dem Rufen unterscheidet man die Spielarten: Beim Königrufen wird der Partner durch das Rufen eines Königs bestimmt. Beim Zwanzigerrufen ist jener Spieler der Partner, der Tarock XX im Blatt hat, und beim Neunzehnerrufen entscheidet die Tarock XIX die Partnerwahl. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, mit einem besonders starken Blatt alleine gegen drei Spieler zu spielen.
 

In Wien werden alle Varianten gespielt. In den einzelnen Gebieten der ehemaligen Habsburgermonarchie haben sich spezielle Spielarten entwickelt und bis heute gehalten: In Slowenien und in Polen spielt man Königrufen, in der Tschechischen Republik, in der Slowakei und in Polen Neunzehnerrufen, in Ungarn Zwanzigerrufen. Daneben haben sich auch Varianten des Dreier-Tarocks mit verkleinertem Blatt erhalten. In all den genannten Ländern finden auch Turnierserien statt. In Österreich gibt es inzwischen fünf Turnierserien im Königrufen. Jedes Jahr wird der österreichische Tarockmeister in einem Finale gekürt.
 

Königrufen und Neunzehnerrufen werden mit 54 Karten und mit Talon gespielt, Zwanzigerrufen wird in Österreich mit 40 Karten und ohne Talon gespielt, in Ungarn mit 42 Karten, wobei das Blatt aus dem Talon verbessert werden kann.
 

Aber eines haben alle Spiele gemeinsam: Der Sküs ist die höchste Karte im Spiel und die einzige Tarock, die nicht mit einer römischen Ziffer versehen ist. Zusammen mit dem Pagat (Tarock I) und dem Mond (Tarock XXI) bildet der Sküs die Trull. Diese drei Karten spielen in allen Spielvarianten eine besondere Rolle.

 

Robert Sedlaczek ist gemeinsam mit Wolfgang Mayr Autor von „Die Strategie des Tarockspiels“ und „Die Kulturgeschichte des Tarockspiels“. Beide Bücher sind im Wiener Verlag Edition Atelier erschienen.